Der diesjährige Literaturkurs der Q1 unter der Leitung von Herrn Schaefer konnte am Ende einer langen Vorbereitungszeit das aus dem Englischen neu übersetzte Stück "Ein Inspektor kommt" von J.B. Priestley einem interessierten und zahlreichen Publikum präsentieren. Der Kurs setzte sich mit der deutschen Fassung von Michael Raab intensiv auseinander, denn die Inszenierung dieses Stücks bot sich förmlich an, da die 12 Kursteilnehmerinnen in dem 6-Personen Stück in gleichwertigen Hauptrollen agieren konnten. So entstanden erste Ideen zur Inszenierung, Rollen wurden aufgeteilt und zwei Ensembles probten das textlastige Stück, um es schließlich zum Ende des Schuljahres den begeisterten Zuschauer*innen in der zum Theatersaal umgewandelten Turnhalle zu präsentieren. Viele Herausforderungen wurden bis zuletzt gemeistert, aber schließlich belohnte sich der Kurs nach langer Vorarbeit mit zwei unterschiedlichen Interpretationen des Stücks. Das bis ins Detail geplante Bühnenbild entstand, Technik und Licht wurden mit Unterstützung der Technik AG gekonnt eingesetzt und die Schülerinnen des Kurses zeigten sich auch verantwortlich für Plakate, Programmhefte und das Catering. Ein rundum gelungener Höhepunkt für alle Beteiligte am Ende eines erneut ereignisreichen Schuljahres.
Die komplexe Handlung, welche die Familie Birling in einen (vermeintlichen) Todesfall einer jungen Frau verstrickt, zeigt Priestleys Abrechnung mit der englischen Oberschicht in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Probleme der Klassengesellschaft, aber vor allem der Umgang mit sozialer Verantwortung stehen im Fokus und die Schauspielerinnen des Literaturkurses verstanden es, diese dichten Dialoge gekonnt zu präsentieren. Die Akteure setzten sich mit ihrer jeweiligen Rolle auseinander und es schien, als hätten sie, durch die Probezeit hindurch, die Rolle verinnerlicht. Inspektor Goole (Anna-Lena Fingerhut/Luisa Gusch) führte rhetorisch geschickt die Familie Birling vor und enthüllte so nach und nach das verantwortungslose Handeln der einzelnen Charaktere. Arthur Birling (Amelie Horn/ Esther Schliephak) setzte den Ausgangspunkt der misslichen Lage der Eva Smith und seine Frau Sybil (Lea Hesse/Marie Jankowski) sowie die Kinder Sheila (Maja Pauli/Larissa Schneider) und Eric (Pia Fingerhut/Patricia Kexsel) taten ihr Übriges, um das Schicksal der jungen Frau zu besiegeln. Auch der zukünftige Ehemann Sheilas, Gerald Croft (Franziska Heinen/Leonie Plückebaum) hatte seine Finger im Spiel und trug durch sein Verhalten Mitschuld an dem Suizid der jungen Frau.
Als sich am Ende allerdings herausstellt, dass es keinen Selbstmord einer Frau gegeben hat, wird dem Publikum deutlich, dass Goole sich offenbar zu Unrecht als Polizist ausgegeben und eigentlich zusammenhanglose Ereignisse auf eine fiktive Person zusammengezogen hat.
Dies führt zum Disput unter den Familienmitgliedern, der von den Schauspielerinnen in beiden Inszenierungen ausdrucksstark umgesetzt wurde, denn einerseits stellt Arthur Birling erleichtert fest, dass nichts geschehen und somit auch niemand in irgendeiner Weise schuldig sei, wohingegen Sheila und Eric dies bestreiten und an ihrer Position festhalten, dass es an den enthüllten Taten der einzelnen Familienmitglieder nichts ändere. Allein die Möglichkeit, dass es hätte geschehen können, sei Grund genug, über das eigene Verhalten kritisch nachzudenken.
Am Schluss des Stücks nimmt Arthur Birling dann ein Telefongespräch an, dass sich eine junge Frau das Leben genommen habe und ein Inspektor unterwegs sei ...
LFG - macht Theater - nach fast drei Jahren Pause tat es gut, endlich wieder Schule erlebbar machen zu können!